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Mit Lieschen Müller muss man rechnen

Eine Geschichte mit Zahlen

Erschienen am 04.03.2006
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783312009640
Sprache: Deutsch
Umfang: 80 S.
Format (T/L/B): 1.2 x 21.8 x 14.2 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Lieschen verkracht sich fürchterlich mit ihrer Freundin Felicitas. Bloß weil sie behauptet, es gebe Glücks- und Unglückszahlen. Wenn Felicitas das nicht glauben will, dann muss Lieschen es ihr beweisen. Eine witzige Freundschaftsgeschichte und zugleich eine verblüffende Entdeckungsreise in die tägliche Welt der kleinen Zahlen.

Autorenportrait

Jens Sparschuh wurde 1955 geboren, studierte Philosophie und Logik und lebt in Berlin. Bei Nagel & Kimche veröffentlichte er zuletzt die Kinderbücher Parzival Pechvogel (1994), Die schöne Belinda und ihr Erfinder (1997) und Stinkstiefel (2000), die letzten beiden illustriert von Manfred Bofinger. Sandra Kretzmann wurde 1975 in Duisburg geboren und studierte von 1997 bis 2001 Design am Niederrhein. Heute zeichnet sie für verschiedene Zeitschriften und entwirft zum Beispiel Kollektionen von Fußball-T-Shirts für die WM 2006. Mit Lieschen Müller muss man rechnen ist ihre erste Kinderbuchillustration.

Leseprobe

Einmaleins oder Lieschen sieht nicht mehr durch 1. kapitel Lieschen ist noch ziemlich klein. Aber heute macht sie sich noch kleiner. Am liebsten würde sie ganz und gar verschwinden. Doch wohin? Sie sitzt eingesperrt hinter grauen Gitterstäben, die der Regen draußen, vor den Fenstern des Klassenzimmers, niederrasseln lässt. Leise knurrt sie. Montagmorgen, erste Stunde: Rechnen bei Frau Kröpel. Kann eine Geschichte trübsinniger anfangen? Nein. Oder doch. Wenn es nicht nur regnet, sondern Lieschen außerdem noch schlechte Laune hat. Sonst geht Lieschen ja gern zur Schule. Dort trifft sie ihre Freundin Felicitas. Aber heute früh haben sich die beiden auf dem Schulweg furchtbar gestritten. Worüber? Das hat Lieschen vor lauter Ärger ganz vergessen. Lieschen sieht nicht mehr durch. Also putzt sie erst mal die vom Regen verschmierten Brillengläser blank. Die weißen Zahlen, die Frau Kröpel an die Tafel geschrieben hat und mit denen sie sich ausführlich unterhält, sind unscharf und stehen verschwommen vor Lieschens Augen. Als Lieschen ihre Brille wieder aufsetzt, sieht sie wieder durch - und ihr fällt auch ein, worum es heute Morgen in dem Streit mit Felicitas ging. »Du siehst ja aus wie 7 Tage Regenwetter«, hatte Felicitas gleich als Erstes gesagt. Dass Lieschen nicht fröhlich aussieht, ist kein Wunder, denn Lieschens Mama ist für sieben Tage auf Geschäftsreise. Das heißt: 7 Tage allein mit Papa! Wenn das mal kein Unglück ist. »Sieben ist eine Unglückszahl!«, hatte Lieschen da behauptet. Einfach so. Aus heiterem Himmel - oder eben, an einem Tag wie heute: aus trübem Himmel. »Ssso ein Unsssinn«, hatte Felicitas gezischt; wirklich: gezischt, denn seit kurzem fehlen bei ihr die beiden Schneidezähne oben und sie sieht aus wie ein kleiner Vampir. Denkt Lieschen. Sagen würde sie das aber nie. Denn Felicitas ist ihre Freundin. Oder war es zumindest bis heute Morgen. Außerdem hat sie Lieschen mal ins Poesiealbum geschrieben: Marmor, Stein und Eisen bricht aber unsere Liebe nicht! Leider schon ewig her, am Freitag war das. Heute ist von Liebe keine Spur mehr. Wütend standen sich die beiden vor dem Schultor gegenüber. »Wenn ich es aber doch weiß«, beharrte Lieschen. Sie wusste zwar nicht mehr, woher sie das wusste. Aber das spielte schon keine Rolle mehr. Viel schlimmer war, dass Felicitas ihr nicht glaubte. Die hatte nur den Kopf geschüttelt und dann hatte sie gesagt: »E-sss gibt ja gar keine Unglückssszahlen!« Genau da war das Unglück passiert! Ausgerechnet beim Wort »Unglückszahl« - zwischen den Buchstaben »s« und »z«! Ein kleiner Batzen Spucke hatte sich aus Felicitas' Mund gelöst, war durch die Zahnlücke und durch die Luft geflogen und dann mitten auf Lieschens Nase gelandet. Ob aus Versehen oder aus Absicht? Egal, Lieschen hatte jetzt wirklich die Nase voll. Sie drehte sich um und ging weg, ohne auch nur ein Wort noch zu sagen. Von wegen: keine Unglückszahlen!, dachte sie empört und rieb sich die Nase am Jackenärmel trocken. Das alles fällt ihr wieder ein, als sie in der Rechenstunde sitzt. Lieschen kneift die Augen zusammen und denkt: Ha! Ich werde es Felicitas schon noch beweisen. Sie starrt die aufgeschlagene Seite des Rechenbuchs an. Natürlich, es gibt die natürlichen Zahlen, damit beschäftigen sie sich ja gerade im Unterricht. Gebrochene Zahlen soll es wohl ebenfalls geben. Die kommen aber erst später dran. Die fühlen sich bestimmt total unwohl, denkt Lieschen voller Mitgefühl: Als Lieschen sich letzten Mai den großen Zeh gebrochen hatte, musste sie nämlich drei Wochen lang mit einem schweren Gipsfuß herumhumpeln. Glückszahlen gibt es auf jeden Fall, das weiß Lieschen, die kennt sie vom Fernseh-Lotto. Und wenn es Glückszahlen gibt, dann muss es ja schließlich auch Unglückszahlen geben. Ist doch klar, oder? Leseprobe